Sunday, August 24, 2008

Angeborene Stoffwechselerkrankungen

Zusammenfassung  In Österreich und Deutschland stammt ein hoher Anteil (20–50%) der Patienten mit Stoffwechselerkrankungen aus türkischen Migrantenfamilien. Das Risiko, an einer im erweiterten Neugeborenenscreening erfassten Stoffwechselerkrankung zu leiden, ist bei Kindern aus türkischen im Vergleich zu inländischen Familien signifikant höher. Eine Ursache dafür ist u. a. die Tradition der konsanguinen Eheschließung (Kusinenehe) in dieser Bevölkerungsgruppe. Verlaufsdaten von Kindern mit Phenylketonurie weisen darauf hin, dass die Diätcompliance bei türkischen im Vergleich zu österreichischen Kindern schlechter ist. Zwischen türkischen und österreichischen Familien zeigten sich Unterschiede in krankheitsrelevantem Wissen, Bewältigungsstrategien, Glaube an Schicksalhaftigkeit und empfundener Abhängigkeit vom medizinischen Personal. Das Wissen um die Besonderheiten in der Führung von Patienten aus fremden Kulturkreisen, die Einbeziehung von professionellen Dolmetschern in Patientengespräche sowie die aktive Einbindung von Migranten in Selbsthilfegruppen sind zur Verbesserung der medizinischen Versorgung dieser Bevölkerungsgruppe erforderlich.

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